Kunstkalender Pottikonen 2023 – März
Der Kaisergarten
Der Besuch im Kaisergarten dürfte eines der universellsten Kindheitserlebnisse sein, an das sich bestimmt viele in Oberhausen herangewachsene Kinder gern erinnern. Für mich waren die regelmäßigen Besuche im Tiergehege, der Spielplätze und auch des Trimm-Dich Pfades, den es damals drum herum noch gab, auf jeden Fall sehr prägend.
Wir hatten zwar auch zuhause einen Garten, aber eben keinen Kaisergarten. Hier war alles größer, die Bäume höher und älter und aus der Perspektive des Kleinkindes hatten selbst die Ziegen etwas ehrfurchteinflößendes, wenn sie sich vor einem auf die Hinterläufe aufstellten und vom Futterneid getrieben, hektisch die dargereichten veganen Presswürstchen aus der grünen Wildfutter Packung wegknabberten.
Eine Darstellung dieser Pappschachteln hätte als Oberhausener Pottikone für den Kaisergarten wahrscheinlich völlig ausgereicht und wäre damit ein fantastischer Link rüber zur Ludwigsgalerie gewesen, wo seit vielen Jahren neben Ausstellungen mit dem Schwerpunkt der Comic Illustrationen, auch immer wieder die Pop Art im Fokus der Betrachtung steht. Und was den ikonographischen Wiedererkennungswert der Verpackung angeht, kann die grüne Wildfutterschachtel mit den zu Kunstikonen stilisierten Brillo Kartons oder den Campbells Tomato Soup Dosen von Andy Warhol, locker mithalten.
Immerhin, sie fehlen nicht, auf dem kleinen Ölgemälde, das oberhalb des Kalendariums den März ziert. Drei der Schachteln sind dargestellt, auch wenn sie in all dem Abfall, der sich rings um den Papierkorb auftürmt, fast verloren gehen und nicht sofort ins Auge springen. Dieser Müllberg ist übrigens keine fiktive oder dramatisierte Darstellung.
Er ist 1:1 einem Foto entnommen, das ich an einem ganz normalen Tag im Kaisergarten letztes Jahr aufgenommen habe.
Die zunehmende Vermüllung unserer Stadt ernüchtert mich schon lange. Dass es selbst in städtischen Naherholungsgebieten mit Anspruch auf ein pädagogisches Naturerlebnis mitunter aussieht wie auf einer Müllkippe, finde ich schon alarmierend und irgendwie auch beschämend. Es sollte für ein städtisches Müllmanagement kein unlösbares Problem darstellen, die passenden Maßnahmen zu ergreifen, wenn an stark frequentierten Orten zu
wenige oder teilweise noch überhaupt keine Mülleimer vorhanden sind.
Genauso sollte auch Mitmenschen, die achtlos ihren Müll in der Natur entsorgen, meiner Meinung nach stärkere Signale gesendet werden.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Abfall oder volle Aschenbecher aus dem Auto heraus auf die Straße oder den Gehweg entleert werden, ist schon bemerkenswert. Das läßt ein hohes Defizit an Umweltbewußstsein erkennen, obwohl dieses eine so große Herausforderung an unsere Gesellschaft stellt. Es mag ja spießig klingen, aber ich glaube schon, dass entsprechende Bussgelder vielen Leuten auf die Sprünge helfen würden, ihr Sozialverhalten zu überdenken und ihren Müll zukünftig im Abfalleimer, anstatt in der Natur zu entsorgen.