Choreographics
„Choreographics“ umschreibt meine zeichnerischen und grafischen Arbeiten zum Thema „Tanz“. Es hat durchaus einen autobiografischen Anteil, denn ich liebe Musik und tanz selbst sehr gern.
Ein Großteil meiner heutigen Freunde und Bekannte geht auf ein langes aktives Nachtleben in den Discotheken Oberhausens und Tanzveranstaltungen der Umgebung zurück, von denen ich einige bis heute gern aufsuche.
Im Jahr 2010 hat mich das Thema „Tanz“ auch bildhauerisch beschäftigt. Damals ist eine ganze Reihe von Skulpturen von Tänzerinnen entstanden, u.a. die Skulptur der Concordia.
Der Großteil der hier gezeigten Aktzeichnungen, Ölstudien und Farbskizzen, habe ich unter Verwendung von verdünnter Ölfarbe auf Papier umgesetzt.
Meine Skizzen und Vorzeichnungen entstehen immer aus dem Kopf und besitzen bei lockerer Niederschrift oft eine sehr eigene Handschrift.
Die linearen Grundgerüste der Choreographics entstehen manchmal binnen weniger Sekunden. Bei schneller Pinselführung gehen anatomische Details verloren. Dafür besitzen die Linien, die Körper und Bewegung erfassen, mehr Dynamik.
Bei bildhauerischen Vorstudien versuche ich diese dann auch ins Dreidimensionale zu übertragen. Skulpturen nähere ich mich immer zeichnerisch. Zunächst durch Skizzen oder Entwürfe, anhand derer ich mich einer Idee annähere. Später durch das Aufzeichnen der Konturen auf den Werkblock, die während des Entstehungsprozesses bis zur Fertigstellung immer wieder neu aufgetragen werden, sobald das Material abgetragen ist.
Auf dem Papier verstärken unvollständige, gebrochene und suchende Konturen und Pinselstriche den Eindruck von Bewegung, ähnlich den Speedlines bei Comiczeichnungen.
Das Verdünnen der Ölfarben mit Leinöl erhöht die Geschwindigkeit des Pinselstrichs auf dem Papier. Häufig pinsele ich es vorab zusätzlich pur auf das Papier auf, was die Gleitfähigkeit noch einmal erhöht und den Farben zudem eine stärkere Leuchtkraft verleiht.
Figuren, die ich in dieser Technik gemalt habe, erhalten dann eine speckige Aura, die oft noch etwas nachgilbt.
Der Mensch, der als kreativer Tänzer den Raum um sich herum belebt, bietet eine Fülle an Darstellungsmöglichkeiten. Ich finde es spannend, dass in uns ein uraltes Bedürfnis steckt, den Körper zu Rhythmus und Musik zu bewegen. Ebenso fasziniert mich, dass Tanzen seit Jahrtausenden weltweit ein fester Teil der menschlichen Kultur ist und soziale Gefüge stärkt. Mich interessiert daher auch eher der archaische Anteil, der dem Tanzen inne wohnt. So wie der Tänzer sich durch Bewegung des Körpers im Raum dem Zuschauer mitteilt, so geht es mir um den Prozess, mit schnellem Strich ein Stück Papier zur Tanzfläche zu machen.
Zudem macht es wirklich Spaß, aus den tanzenden Körpern und Formen, sowie den Räumen dazwischen, eine ausdrucksstarke Gesamtkomposition zu gestalten. Die Wortschöpfung „Choreographics“ passt daher ganz gut und kann gern als Hommage an den Tanz betrachtet werden. Die Darstellung von Nacktheit ist mir dabei wichtig, denn sie unterstreicht die Ursprünglichkeit und die Sinnlichkeit des Themas.
Hinter den kryptischen Titeln verbergen sich simple Abkürzungen.
3TMVHVGH könnte z.B. heißen: 3 Tänzerinnen mit violetten Haaren vor gelbem Hintergrund