Astronauten

An dem Morgen, als ich auf die Welt kam, saßen zeitgleich rund 600 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten und fieberte dem ersten Schritt eines Menschen auf dem Mond entgegen.
Zuvor musste meine Mutter hier auf der Erde ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen, um die Ärzte, die auch im Krankenhaus die Liveübertragung der NASA verfolgten, in den Kreissaal zu bewegen.
Das war im Juli 1969 und durch die Verbindung meiner Geburt mit der Mondlandung, war der Astronaut schon immer eine Figur, die mich begleitet hat und zu der eine enge Verbindung besteht. Ebenso ist es mit der Astronomie und der Erforschung des Weltalls. Beides sind Themen, die mich quasi von Haus aus immer schon interessiert haben.

Der Astronaut als Figur besitzt eine überaus starke, Grenzen auflösende- und überwindende Strahlkraft, die mich auch als Künstler fasziniert und bereits zu vielen Kunstwerken inspiriert hat.
Seine Funktion, als Vertreter der Menschheit die Erde zu verlassen um den Weltraum zu erobern, weckt Assoziationen in mir, die gleichsam emotional wie auch ambivalent sind.
Selbst in weiter Entfernung zur Erde und durch Raumanzug und verspiegeltem Helm einer physischen Individualität beraubt, repräsentiert der Astronaut den Homo Sapiens in seiner Gesamtheit als Art und irdische Spezies. Er vermittelt ein Wir-Gefühl, das sich jenseits von Ethnie, Geschlecht oder religiöser Zuordnung definiert und gleichsam für Zukunft, Aufklärung und Fortschritt steht.
Das macht ihn trotz einer noch jungen Geschichte der Raumfahrt, zu einem Archetyp des Menschen, zu einem Helden, der unter Einsatz seines Lebens den Planeten verlässt, um Licht ins Dunkel existenzieller Fragen zu bringen.
Verleiht ihm der Anblick von Schwerelosigkeit im weißen Raumanzug auch für einen Moment lang den Anschein von Leichtigkeit und grenzenloser Freiheit, so schwingt mit ihr auch gleich die Verwundbarkeit mit, der er jenseits der schützenden Atmosphäre unseres Planeten ausgesetzt ist.
Für mich verkörpert er aber genau dort, in dieser lebensfeindlichen und kalten Umgebung des Weltalls, das schönste und erhabenste Bild.
Denn als beseelte Hülle, ausgerüstet mit modernster Technik, Sauerstofftank und verspiegeltem Helm, richtet er als hochentwickeltes Wesen und stellvertretend für alle Menschen, seinen Blick auf den Ursprung aller Dinge.
Und so winzig und unbedeutend er in Anbetracht der unvorstellbaren Weiten des Universums dabei auch erscheinen mag, so entspricht er in gleichem Maße auch selbst dieser unergründlichen Tiefe.
Was könnte ein schöneres Bild für das menschliche Bewusstsein sein, als eine zyklopenhafte Erscheinung, dessen Spiegelvisier das Licht der Erde und das unzähliger Sonnen und Galaxien reflektiert?

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„Kleiner Astronaut, einem Kometen zuwinkend“
Bronze, 13,5 x 12,5 x 6,5 cm, 2021
„Kleiner Astronaut, tanzend“
Bronze, 15 x 15 x 9 cm, 2021
„Behind my shell I´m deeper than the universe“
Aluminium, 58 x 36 x 25 cm, 2021
„Kleiner Astronaut, tanzend“
Bronze, 15 x 15 x 9 cm, 2021

Astronauten Skulpturen