Gorillas auf Papier
Während ich gegen Ende der neunziger Jahre vor allem mit den Schnitzarbeiten an meiner Skulptureninstalation „Delphinidae Delphinoidae“ beschäftigt war, hat eine gute Freundin von mir für ihr Ethikseminar an der Uni, an einer Hausarbeit zum Thema „Menschenrechte für Menschenaffen“ geschrieben.
Im Rahmen ihrer Recherchearbeit wurde in unserem Freundeskreis oft über dieses Thema gesprochen, hinter dem eigentlich die Forderung der 1994 gegründeten internationalen Bewegung „Great Ape Project„ (GAP) steht.
Die Organisation setzt sich weltweit für auf Menschenaffen erweiterte, elementare Grundrechte auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit ein, da diese innerhalb der Gruppe der Primaten lediglich für uns, den Homo sapiens als selbstverständlich anerkannt sind.
Mit meiner Freundin verbindet mich seit dieser Zeit ein gemeinsames Interesse an allem was mit Menschenaffen oder den Frühmenschen zutun hat. innerhalb der Gruppe der großen Menschenaffen, zu denen ja ebenso der Schimpanse, der Bonobo und der Orang Utan gehören, spielt der Gorilla für uns beide nochmal eine zentrale Rolle.
So ist z.B. der Gorilla, den ich 2004 aus Gips modelliert habe, und von dem hier einige Fotos zu sehen sind, meine erste Arbeit, die in Bronze gegossen wurde. Zudem ist es auch die einzige Arbeit, die ich jemals aus Gips modelliert habe und zwar in einem additiven Verfahren, um ein Drahtskelett herum.
Alle anderen meiner Arbeiten sind durch Herausschnitzen des Materials aus einem Block entstanden.
Menschenaffen bieten eine schöne Möglichkeit den Affen in sich selbst aufzuspüren. Man braucht da auch meist gar nicht lange zu suchen. Das schließt die Ähnlichkeit der physischen Erscheinung zwar mit ein, geht aber weit darüber hinaus.
Allein die genetische Übereinstimmung zwischen Bonobos und Menschen beträgt 98,8 %. Das Blut beider Arten ist sogar in dem Maße baugleich, dass beide einander als Blutspender in Frage kommen würden.
Die Forderungen des Great Ape Projects nach Menschenrechten für Menschenaffen sind allein aus diesem Grunde mehr als plausibel und böten zudem eine um das Vielfache verbesserte Möglichkeit, die Lebensräume der stark bedrohten Arten effektiver schützen zu können.
Meine aufrecht stehenden, oder tanzenden Gorillas knüpfen eigentlich perfekt an ein Bildhauer Seminar an, das ich vor 15 Jahren an der Uni Essen-Duisburg unter dem Titel „Prima Primaten-Neues vom aufrechten Gang“ gegeben habe.
Damals ging es mir darum, mit den Studierenden die Besonderheiten der Fortbewegung auf zwei Beinen zu untersuchen.
Hinter meiner Gorillaskulptur mit dem Titel „Time to go“ verbirgt sich zudem auch ein Wortspiel, das sowohl auf den gemeinsamen Stammbaum innerhalb der Evolutionsgeschichte, als auch auf den Status der Bedrohung der Gorillas hindeutet.
Auch mein „Monkey-Man“ Zyklus trägt die Gedanken zu diesem Thema in teils humorvoller aber auch selbstironischer Weise weiter.