Tanz, Tänzer, Tänzerinnen

Meine Kunstwerke zum Thema Tanz gehen zu einem guten Teil auf eine jahrelange praktische Erfahrung zurück.
Schon früh durch die Jugenddiscos unserer katholischen Pfarrgemeinden angefixt, wurde das Tanzen sehr schnell zum Mittelpunkt meiner Ausgehkultur. Im Spotlight meiner gesellschaftlichen Sozialisierung drehte sich über viele Jahre lang eigentlich immer alles ums Tanzen gehen. Vermutlich aufgrund dieser intensiven und für mich sehr wichtigen Lebensphase, tauchen Tänzer und Tänzerinnen auch lange vor meiner bildhauerischen Bearbeitung, immer wieder in meinen grafischen und malerischen Werken auf.
Meine Skulpturen zu diesem Thema nahmen dann 2010 erstmals Gestalt an.
In jenem Jahr beschloss ich der römischen Göttin der Eintracht eine Skulptur in Gestalt einer Tänzerin zu widmen. Unter der Rubrik „Concordia“ befindet sich dazu eine eigene Galerie mit Fotos, Kollagen und Filmmaterial zu diesem Projekt.
Der Name und der spätere Standort der Skulptur bilden einen historischen Bezug zur ehemaligen Zeche Concordia in Oberhausen. In ihrer Darstellung als Tänzerin thematisiert „Concordia“ das menschliche Streben nach Individualität und den Wunsch, sich frei zu bewegen.
Der Tanz, als menschliches Bedürfnis den Körper zu Rhythmus und Musik zu bewegen, besitzt eine spannende Schnittstelle mit der Bildhauerei. Beide Kunstformen beschäftigen sich mit dem Erleben des dreidimensionalen Raumes. Hierbei beschreibt der Tanz im Vergleich zur Skulptur, ein zeitlich begrenztes Ereignis, dessen Dynamik allerdings auch bei einem statischen Kunstwerk eine Rolle spielen kann. Besonders wenn es einen Körper in Bewegung darstellt, geht der Wirkungsradius einer Skulptur, unabhängig vom tatsächlichen Raum, den ihr Volumen einnimmt, hinaus. Die „unsichtbaren“ Bereiche einer solchen Skulptur definieren dabei den Raum, aus dem eine dargestellte Bewegung zu kommen scheint und in welche Richtung des Raumes sie sich vollziehen wird.
Der kreative Findungsprozess zur Figur der Concordia, brachte schließlich eine ganze Serie von Skulpturen hervor. Das Thema stellte für mich eine große Herausforderung dar, die irgendwann zum Selbstläufer wurde.
Als ich längst überzeugt war, die Figur der für den Standort im Kreisverkehr gedachten „Concordia“ gefunden zu haben, schnitzte ich aus Spaß am Thema noch weitere sechs Tänzerinnen. Am Ende hatte ich ein kleines Ballett aus neun Skulpturen mitunter sehr energetisch tanzender Frauen.
Von diesen wurden inzwischen 6 in Bronze gegossen. Drei von ihnen gibt es auch in einer kleineren Version.
Der Überzahl an Tänzerinnen, steht aktuell nur ein „Kleiner Tänzer“ aus Bronze und ein Rohling eines Tänzers aus Styrofoam gegenüber, nämlich die Skulptur „Blauer Hip-Hopper“, der eine bildhauerische Umsetzung einer meiner Grafiken aus der Reihe „Choreographics“ darstellt.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder das Schnitzmesser und ein neues Stück Styrofoam in die Hand nehme um erneut den Tanz zu lobpreisen. Denn er hat es verdient.

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Die Entstehung der Tänzerinnen