Kunstkalender Pottikonen 2023 – Januar
Der Startschuss ins Kunstkalenderjahr 2023 beginnt mit einer
perspektivisch leicht übersteigerten und in Ölfarbe gemalten Ansicht
unserer Müllverbrennungsanlage auf einem der weitverbreitetsten
Einwegartikel unserer Zeit, einer Imbissschale. Der Anblick des
komplexen Gebäudes schmeichelt dem Auge nicht nur aufgrund der vielen,
ineinander verschachtelten und farbig gestalteten Kuben, sondern auch
wegen des markanten, 142 Meter hohen Turmes, der fast ununterbrochen
weißen Dampf ablässt und ihn fraglos zu einer Ikone unseres Stadtbildes
macht.
In den Köpfen vieler Menschen sind Müllverbrennungsanlagen
paradoxerweise „Drecksschleudern“.
Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall. Anlagen wie diese sind in
Wahrheit regelrechte Heldinnen unserer Wegschmeißgesellschaft und wären
weltweit in sehr vielen Ländern und Ballungsräumen ein wahrer Segen im
Kampf gegen eine zunehmende Vermüllung durch die explodierende
Müllproduktion.
Hinter den Fassaden der modernen Anlagen verbergen sich nämlich
modernste Technik gepaart mit äußerst effizient erarbeiteten
Energiekonzepten, die im Falle der hier dargestellten Anlage, allein den
Strom für 100.000 Haushalte liefert. Darüber hinaus versorgt die GMVA
sowohl private Haushalte als auch gewerbliche Betriebe mit Fernwärme und
hilft damit Heizöl in einem Volumen von 15 bis 25 Millionen Litern pro
Jahr einzusparen.
Die Müllverbrennungsanlage in Wuppertal wurde erst kürzlich um die
Einheit eines Wasserstoffkraftwerkes erweitert, das nun den
klimaneutralen Kraftstoff für die gesamte Flotte der Busse des
Nahverkehrs liefert, und hat dabei sogar noch reichlich Luft nach oben.
Eine ähnliche Nutzung ist nun auch für die Anlage in Oberhausen im Gespräch.
Die 4 Großbuchstaben GMVA, die weithin sichtbar die Fassade unserer
heimischen Müllverbrennung zieren, stehen für „Gemeinschaftliche
Müllverbrennungsanlage“, was bereits andeutet, dass hier nicht nur im
Dienste unserer Stadt Müll entsorgt wird. Auch aus Duisburg, Kleve,
Steinfurt und Coesfeld wird der sogenannte andienungspflichtige Müll
angeliefert.
Eine kleine persönliche Anekdote, die mich mit unserer
Müllverbrennungsanlage verbindet ist unter anderen die, dass mein lieber
Schulfreund Timm Siepmann schon seit vielen Jahren gemeinsam mit seinen
Brüdern Mario und Per für die Wartung der Edelstahlrohre der
Kaminanlagen verantwortlich ist.
Für die Ausführung dieser Arbeiten wird an oberster Stelle des
Schornsteins ein Überhanggerüst aufgebaut, von dem aus die
Wartungsarbeiten ausgeführt werden. Im Frühjahr 2022 rief Timm von dort
oben bei mir zuhause an, ohne dass ich wusste wo er war. Er bat mich mal
kurz mein Fernglas zur Hand zu nehmen und von meinem Garten aus die
oberste Etage des Gerüstes auf dem Schornstein anzupeilen und ihm zu
beschreiben, was ich dort sehe. Ich sagte, ich sehe dort ein kleines
weißes Männeken stehen. „Richtig“ , sagte er. „Was macht das Männeken
gerade?“ Es rudert wild mit den Armen, sagte ich. „Richtig“! „Schönen
Gruß von hier oben!“
Später hat mir Timm noch Fotos der frisch geschlüpften Wanderfalken
geschickt, die dort oben seit vielen Jahren ihren Nachwuchs
großziehen. 2022 waren es laut NABU insgesamt 4 Küken, die von diesem
Schornstein aus ihren ersten Streifflug durchs Revier unternommen
haben….
